Digitalisierungsstrategie

Grundüberlegungen

In den vergangenen Jahren haben wir in dem uns bekannten System Musikschule viele Problemfelder identifizieren können, die mit einfachen, analogen Mitteln nicht zu beheben waren und unserer Erfahrung nach, auch in Zukunft nicht sein werden. Die Lösung lag in der Vergangenheit oft in der Verwendung digitaler Werkzeuge, die vor dem Produktiveinsatz jedoch ausreichend erprobt und evaluiert werden mussten, um sie dann den Kolleg*innen zur Verfügung zu stellen. 

Die folgenden Thesen stellen die Grundüberzeugung unseres Handelns dar und bilden so unsere digitalen Leitlinien. An ihnen misst sich die Entscheidung, ob infrage kommende Werkzeuge an unserer Musikschule eingesetzt werden. Unseren Bedarf in Hinblick auf Hard- und Software evaluieren und überarbeiten wir regelmäßig. 

Als Kern-Tools bezeichnen wir die Werkzeuge, die sich seit mehr als fünf Jahren im Produktiveinsatz bewährt haben. Die  Ergänzenden Tools haben spezielle Einsatzzwecke, die im Alltag einer Musikschule unerlässlich sind. Da wir versuchen möglichst ganzheitlich zu denken, ist die Digitalisierung mit diesen Überlegungen und dem behutsamen Enabling aller Beteiligten verbunden. 

Die Einkaufsliste nebst Erläuterungen einiger Kernkomponenten bildet neben dem sehr herzlichen Dank an den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und dem Land Mecklenburg-Vorpommern für das entgegengebrachte Vertrauen und das finanzielle Engagement den Abschluss dieser Ausführungen.

Bei Fragen können Sie sich mit mir am besten per Mail in Verbindung setzen.

Fridolin Zeisler 

Prämissen

Zusammenfassend: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein.

Unser Bedarf

Software

Hardware

Wir haben uns für die Geräte von Lenovo entschieden. Gründe dafür: der deutlich günstigere Preis, hervorragende Erfahrungen mit sehr langlebigen, gut zu wartenden und qualitativ hochwertigen Geräten, leicht bessere technische Werte.

Warum kommen Geräte von Apple nicht infrage? Mit dem iPad pro hat die Firma ein hervorragendes Arbeitsgerät geschaffen, was für Musikschullehrkräfte sehr gut geeignet ist. Es erfüllt unsere Bedürfnisse jedoch nicht vollends, da einige Programme nur in der eingeschränkten, nicht produktiven Version verfügbar sind, wie z.B. Musescore. Auch die Notebookserie MacBook ist aufgrund des Fehlens des Touchscreens, der Stiftbedienung und der fehlenden Wandelbarkeit zum Tablet nicht ausreichend für unsere Bedürfnisse.

Unsere Kern-Tools

Evernote

Mit diesem Programm werden teilbare Datenbanken erstellt. Diese enthalten Notizen, die u.a. über Notizbücher und Schlagworte geordnet und miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Die Notizen können sowohl Text, Bilder, jede Art von Dateien, Verweise auf Internetseiten, Ordner auf dem Computer, Links zu anderen Notizen enthalten. Das Programm ermöglicht es auch,  bestimmten Personen/Personengruppen lesenden bzw. schreibenden Zugriff auf Teilbereiche zu ermöglichen.

Hiermit werden bei uns sämtliche Veranstaltungen koordiniert, Dokumente und Verfahrensweisen für viele Bedarfe der Musikschularbeit bereitgestellt, Projekte kollaborativ koordiniert, Noten verfügbar gemacht, und es werden digitale Schülerakten genutzt, die den Nutzer*innen und deren Eltern als Hausaufgabenheft, Informationsmedium und als Archiv für alle Unterrichtsinhalte wie z.B. Noten, Audio- und Video-Dateien, vergangene Auftritte und Prüfungen im lesenden Zugriff zur Verfügung gestellt werden.

Das Geschäftsmodell von Evernote ermöglicht eine DSGVO-konforme Nutzung, wenn mindestens zwei kostenpflichtige Business-Accounts angelegt sind. Weitere Mitarbeiter*innen können, je nach Nutzungsszenario,  sowohl den Gratis-Account als auch die kostengünstigere Premium-Version nutzen.

Diese Software ist sowohl auf Mobiltelefonen, Tablets, im Web-Browser als auch auf dem Computer als eigenständiges Programm nutzbar.

Eine nahtlose Integration von Google-Drive ermöglicht eine effiziente Verzahnung der beiden Dienste.

G-Suite

Die G-Suite for Education von Google ist für Bildungseinrichtungen kostenlos und DSGVO-konform nutzbar. Der Cloud-Speicherplatz ist unbegrenzt.

Eine Vielzahl von Diensten wird hier zur Verfügung gestellt, von denen wir im besonderen Maße nutzen:

Ergänzende Tools

Musescore

Als kostenfreie Alternative zu den großen - und zumeist sehr teuren - Programmen hat sich "Musescore" zu einem umfassenden Werkzeug entwickelt. Gerade im Musikschulunterricht bietet es zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht aber auch das Üben zu effektiveren. Dank einer breiten Nutzerbasis hat sich das einzelnstehende Programm zu einer Plattform entwickelt, welche die Verwendung einer Vielzahl von Werken der Musikgeschichte ermöglicht. 

Und das Schönste: es geht so wunderbar einfach, dass sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen sofort beginnen können. Ohne besondere Kosten. Mit den Computern, Tablets und Handys, die bereits vorhanden sind. Im Ensemble. Im Einzel- und Gruppenunterricht. Kostenlos. 

Mit seinem Online-Dienst können Noten über einen "Pro-Account" allen Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt werden. Änderungen werden damit sofort an alle Beteiligten ausgeliefert. Die Noten können im Browser, in der App (verfügbar für Android, iOS) und im nativen Programm dargestellt werden.

Für eine Fortbildung für einen "Musikpädagogischen Tag" des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2018 ist folgende Internetseite als kurzer Einstieg in das Thema entstanden: https://sites.google.com/musikschule-malchin.de/musescore/welcome 

Mobile Sheets

Digitale Noten funktionieren nur, wenn sie mindestens einen gleich-, besser einen höherwertigen Ersatz für die analogen Noten darstellen. Mobile Sheets zeigt Bild- und PDF-Dateien an, lässt Markierungen im Notenbild mittels Touchscreen und Stift im Notenbild zu, kann mit einem Fußpedal die Seiten wechseln und bietet neben zahlreichen ergänzenden Funktionen für mehrere Mitspieler*innen die Option, Computer und Tablets miteinander so zu verbinden, dass sie das Gleiche anzeigen.

Selbstverständlich werden je nach Bedarf weitere Tools genutzt. Metronome finden ihre digitale Entsprechung, Stimmgeräte können ebenso auf dem Computer genutzt werden, die Open-Source Software Ocenaudio ist für eine einfache und doch effiziente Audio-Bearbeitung geeignet, die freie Software Audacity ist etwas komplexer, dafür kann sie aber auch Multitrackrecording, der VLC-Player ist als "Universalabspielgenie" für alle Medien-Dateitypen geeignet  und viele weitere Funktionen können vom Computer übernommen werden. Wichtig ist hier immer, dass die Software einfach, intuitiv und vor allem schnell im Unterricht genutzt werden kann. 

Eine kleine Liste derzeit genutzter Apps für den Computer: My Piano Phone, ModTuner, HQ Metronome, QR Code for Windows, Whiteboard, KeePass

Weitere wichtige Aspekte in Bezug auf die Digitalisierung

Musikschulen müssen auf aktuelle Entwicklungen vorbereitet sein. Ob soziale, wirtschaftliche, pädagogische, gesellschaftliche Veränderungen, die zunehmende Technisierung unserer Gesellschaft, verändertes Konsumverhalten von Medien, veränderte Kommunikationsformen im direkten und indirekten Kontakt - als Pädagog*innen ist es unsere Aufgabe, die passenden Konzepte mit musikalischer Zielstellung anzubieten. Hierbei wesentlich: exzellente Möglichkeiten zur Dokumentation von Bild und Ton. Nicht nur bei unserer Kernaufgabe, dem Unterricht, sondern auch bei der Außendarstellung der Aktivitäten der Musikschule auf Internetseite, sozialen Medien und Printerzeugnissen.

Unsere Medienpräsenz erstreckt sich derzeit auf diese und weitere Internetseiten, Facebook, Twitter, Instagram und unsere eigene Musikschulapp. Weiterhin bereiten wir sämtliche Printerzeugnisse Inhouse für den Druck vor, wofür ebenfalls nur sehr gute Fotos infrage kommen.

Enabling

Für Lehrer*innen 

Konzepte werden erst durch die erfolgreiche Umsetzung mit Leben gefüllt. Hierfür bedarf es eines umfassenden Schulungskonzeptes für die Pädagog*innen. Die Werkzeuge werden bereits seit fünf Jahren in kleinen Schritten implementiert. Erst, wenn die Arbeitsweise klar und gefestigt ist, folgen aufbauende Herausforderungen. Da das Konzept mit all seinen Komponenten in unserem Haus über einen Zeitraum von über zehn Jahren entwickelt wurde und gewachsen ist, kann auftretenden Herausforderungen schnell und unbürokratisch begegnet werden.  Mit der Herausgabe der Endgeräte ist mehr Zeit für gestiegenen individuellen Schulungsbedarf eingeplant worden. Zugleich ist eine Themenwebseite für die Lehrkräfte verfügbar gemacht worden, die Grundfunktionen anhand von Tutorials darstellt und Lösungen auftretender Probleme einzelner für alle Mitarbeiter*innen bereitstellt. 

Für Nutzer

Unsere Nutzer - also Schüler*innen und Eltern - erhalten auf dieser Seite eine gesonderte Zusammenfassung unseres Digitalkonzepts.

Weiterhin werden Schüler*innen und Angehörige persönlich, mit Handreichungen und Tutorials in die Nutzung digitaler Tools eingewiesen. Diese sind, wie schon geschrieben, auf allen Endgeräten kostenfrei nutzbar.

Unser Setting

In unserem Betrieb haben sich die unten aufgeführten Produkte bewährt. Wir berichten nur über die Hauptgeräte. Kabel, Auflademöglichkeiten etc. verraten wir aber auch, wenn wir gefragt werden.

Dieses LENOVO ThinkPad L390 Yoga und sein Nachfolger Lenovo L13 Yoga sind unsere Hauptarbeitsgeräte.   Die gesamte Infrastruktur ist auf den Anschluss der Geräte an eine Dockingstation mittels USB-C-Verbindung aufgebaut. Diese ist über diesen Lenovo Dock Hybrid USB-C abwärtskompatibel mit Geräten mit USB 3.0 Standard. An diesem Dock ist die jeweilige technische Infrastruktur des Raumes angeschlossen (z.B. Sound, Tastatur, Beamer, Bildschirm, digitaler Notenständer, Maus, Konferenzsystem, Scanner)

Als digitaler Notenständer dient das Touchscreen-Display IIYAMA Pro-Lite 24. Mehr als 24 Zoll sind auf dem Schreibtisch und als digitaler Notenständer nicht sinnvoll. Schön ist, dass der Monitor auch Multitouch unterstützt. So kann ein z.B. virtuelles Piano mit bis zu zehn Fingern gleichzeitig gespielt werden. 

Bei der Projektionstechnik setzen wir voll und ganz auf Full-HD und 4K Beamer, die eine Lüfter-Lautstärke von weniger als 26db haben. Nichts ist schlimmer als laute Beamer!

Mit dieser Maus Logitech M590 kann der Unterricht ohne Störungen durchgeführt werden. Das Klicken ist leise und die Maus lässt sich sowohl über Bluetooth als auch den Unified Empfänger mit Endgeräten verbinden. Die Logitech M330 ist zwar ohne Bluetooth, aber etwas günstiger und auch sehr gut. Eine gute und vor allem richtig leise Tastatur mit dem regulären Layout suchen wir leider noch. Fast perfekt ist die Logitech K780 (sehr leise, aber es fehlt z.B. die "Druck"-Taste, die für Screenshots oft gebraucht wird und sie hat nicht ganz das reguläre Layout) und fast perfekt ist die Logitech MX Keys (hat das reguläre Layout, ein sensationelles Schreibgefühl, ist aber teurer und etwas lauter als die K780). 

Für Videokonferenzen für mittlere Räume und mit bis zu zwölf Personen ist dieses System Logitech GROUP Videokonferenzsystem sehr gut geeignet. Größere Videokonferenzen finden bei uns mit Logitech Rally Plus statt. Kristallklarer Ton und ein hervorragendes Bild werden an die Konferenzteilnehmer übertragen. Kleinere Konferenzen mit bis zu acht Teilnehmern lassen sich mit diesem System eMeet Bluetooth Freisprecheinrichtung bewerkstelligen. Hier ist jedoch keine Kamera dabei.Kleinere Videokonferenzen und der Unterricht werden mit der, im Laptop integrierten, aber auch zusätzlicher externer Webcams durchgeführt. Über die kostenfreie Software OBS können im Unterricht verschiedene Perspektiven, aber auch zusätzliche Materialien in das eigene Video integriert werden. 

Noten blättern beim Musizieren geht am besten mit diesem PAGEFLIP Firefly -Pedal.  Es ist sehr leise, läuft lange mit den Batterien, ist aber auch  über USB an den Computer anzuschließen. Noten einscannen und für Musescore vorbereiten geht mit dieser Software SmartScore X2 Professional sehr gut. Hiervon gibt es auch eine Version mit günstigerem Preis für Bildungseinrichtungen. 

Noten-Bücher und -Hefte einscannen ist mit diesem Scanner möglich: Fujitsu SV600. Er rechnet die Krümmung der Seiten automatisch heraus und erstellt kleine, durchsuchbare und gleichzeitig gute PDF-Dateien. Als Dokumentenscanner hat sich dieses Gerät Fujitsu ScanSnap iX1500  als sehr leistungsfähig erwiesen. In kurzer Zeit werden Dokumente beidseitig digitalisiert.

Die Box Teufel ROCKSTER GO hat sich als klangstark, unempfindlich und robust erwiesen und ist zu einem günstigen Preis erhältlich.  Als Mikrofon können wir das Rode NT-USB Mini empfehlen, da es besonders leicht einzurichten und für Aufnahmen und Videokonferenzen nutzbar ist. Für ein umfänglicheres Setup und hervorragende Soundqualität nutzen wir an vielen (Heim-)Arbeitsplätzen das Motu M2 (oder Motu M4). Die Levelmeter und die Möglichkeit, Computersignale in den Aufnahme-Mix durchzuschleifen haben es uns angetan. An das Gerät kommt ein gutes Nierenmikrofon mit einem Tischstativ, das elektrische Instrument (auch Cello oder Violine) und die Lautsprecher/Kopfhörer.

Mit diesen sehr kleinen Fieldrecordern Zoom H1n, Zoom H2n, Olympus LS-P4  ist es auch möglich, in guter Qualität Musik aufzunehmen. Besonders positiv hervorzuheben ist das einfache Verbinden mit Computern: Die USB-Buchse ist bereits eingebaut und lädt den Akku im Gerät automatisch auf. Gleichzeitig lässt sich das Gerät als Audio-Interface benutzen. Gute Aufnahmen sind damit auch direkt mit dem Computer möglich. Das Zoom Q2n verspricht zwar, Kamera und Fieldrecorder in einem zu sein, die Kameraleistung ist jedoch sehr schlecht. 

Unsere Kamera Sony Alpha 7M3 haben wir vor allem wegen ihres lautlosen Auslösens und des extrem schnellen und präzisen Fokus in Verbindung mit diesen Objektiven Sony SEL-70200G G Tele-Zoom und Tamron A036SF 28-75 mm F/2.8 lieben gelernt.  In schwierigen Lichtsituationen - und machen wir uns nichts vor, die haben wir bei allen Veranstaltungen - ist die Investition dringend nötig. Aber hier ist auch immer die Person hinter der Kamera entscheidend: gute Fotos macht nur, wer sich mit dem System auch auskennt. Als zweite Kamera ist die Canon 80d, ebenfalls mit sehr lichtstarken Objektiven im Einsatz. Zusätzlich kommt auch eine Action-Cam DJI Osmo Action-Cam mit einem sehr guten Bildstabilisator zum Einsatz.  Mit einem Gimbal und einem Videoschnittpult sind Livestreamings und professionelle Aufnahmesituationen realisierbar.

Die Bereitstellung und Wartung der Geräte und der Software (bis auf die Musikschulverwaltung) wird, wie auch das Enabling der Mitarbeiter und Troubleshooting, Inhouse gelöst. Hierdurch entfallen zeit- und kostenintensive Verträge mit externen Anbietern.

Wir danken dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und dem Land Mecklenburg-Vorpommern für die großzügige Förderung unseres digitalen Konzeptes.